Ankunft im neuen Zuhause

Die Schweinchen kommen!

Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen. 

Der tolle und artgemäße und vor allem genügend geräumige (mindestens 2 m2) Stall ist gebaut oder gekauft. Die Einrichtung steht, Futter wartet bereits darauf verputzt zu werden.

Die Aufregung ist groß, schließlich kommen die neuen Familienmitglieder bald an. Die sollte sich nicht auf die Tiere übertragen. Die Verantwortung dafür tragen immer die Eltern / Erwachsenen.


Die Abholung und Transport generell

Jeder Transport bedeutet Stress. Um den Stresslevel möglichst gering zu halten, kann man einiges tun.

  • Verwendung einer geeigneten Transportbox, für Versand auch entsprechender Karton (siehe hier), die sicher und stabil ist, gut belüftet ist und trotzdem vor Zugluft schützt. Einen stabilen Stand hat und zur Tiergröße passt. Am besten sogar, das auch zwei oder sogar drei Tiere zusammen darin sitzen können. Ideal, wenn man von vorne und oben hineingreifen kann.
  • Die Temperaturen am Reisetag sollte nicht über 25°C steigen. Während der Reisezeit sollten 23°C möglichst nicht überschritten werden. Das gilt auch für klimatisierte Fahrzeuge, denn die trockene Luft vertragen sie auch nicht gut. Genauso wie hohe Luftfeuchtigkeit (ideal zwischen 40 und 60 %).
  • Dunkelheit trägt zur Stressminderung bei, also am besten im Kofferraum reisen lassen. Das gilt natürlich nicht für geschlossene Kofferräume bei Stufenheck Fahrzeuge! Dann ist auch die Rückbank oder vorderer Fußraum ok.
  • Während der Fahrt Finger und Augen weg vom Schweinchen. Es sind Beutetiere die allein wegen des Transportes bereits unter Stress stehen. Da muss nicht auch noch ein fremdes Wesen mit Augen und Pfoten zusätzlichen Stress provozieren. Anschauen ist wie belauern und anfassen, und sei es "nur" streicheln, werden leicht als Angriff verstanden. 
  • Unterhaltungen mit Begleitpersonen überdecken einen Teil der Fahrgeräusche und die Stimmen der neuen Menschen können bereits kennengelernt werden. Radio oder Musik hilft natürlich auch. Es solle nur nicht zu laut sein.
  • Das rasantes Beschleunigen und hartes Bremsen genauso wie ruckartige Kurven das Gleichgewicht der Tiere stört, sollte ich nicht extra erläutern müssen.
  • Der Hinweis, dass die Boxen bodenparallel und ruhig getragen gehören leider schon. Unfassbar, was da schon alles beobachtet wurde! 

Die Ankunft

Natürlich will jeder die neuen Familienmitglieder begrüßen. Das heißt aber nicht, das alle gleichzeitig wie ein Rudel Wölfe auf die armen Schweinchen zustürzen müssen und sie betatschen. Ihr werdet noch einige Jahre zusammen wohnen. Jeder hat Zeit und Gelegenheit sie in aller Ruhe und vor allem stressfrei und auf Vertrauensbasis kennen zu lernen.

Egal wem die Tiere eigentlich gehören (sollten), sie sind Familienmitglieder und so ist auch die gesamte Familie verantwortlich für ihr Wohlergehen. Der Hauptverantwortliche, in der Regel ein Erwachsener oder erfahrener Jugendliche, stellt (wenn möglich) die Transportbox in das Gehege und entfernt die Tür, so das die Neuzugänge selber bestimmen können, wann sie aussteigen. Ist das nicht möglich, wird seitlich unter das Tier gegriffen und im Gehege abgesetzt. Genauso auch mit allen anderen.

Wahrscheinlich wird nun schnellstens eine Hütte bezogen, die so schnell nicht wieder verlassen wird. Also geht man nun weg und lässt der Gruppe einfach Zeit. Lange Zeit!

Mit etwas Glück ist es eine vertrauensvolle und neugierige Bande, oder zumindest verfressen. Dann wird schnell das Gehege inspiziert und vermutlich Frischfutter mit ins Versteck genommen. Das darf dann mit größtmöglichem Abstand etwas beobachtet werden. Dennoch brauchen die Tiere nun Ruhe und sollten diese auch bekommen. 

Die ersten Tage

Die ersten Tage sind die wichtigsten. Hier wird der Grundstein für das zukünftige Zusammenleben der gesamten Mensch-Tier-Familie gelegt.

  • Mindestens 3 Tage brauchen die Tiere um ihre neue Umgebung kennenzulernen. 
  • Mindestens 1 Woche um Freundschaften mit dem neuen Schweinerudel zu knüpfen
  • In dieser Zeit stört jede menschliche Einmischung nur.
  • Hunde und Katzen sind und bleiben Raubtiere, so wie Meerschweinchen immer Beutetiere bleiben. Egal wie gut man seinen Stubentiger oder Hauswolf vertraut, unerwartete instinktive Aktionen können immer den instinktiven Jagdtrieb auslösen. Deshalb gehört auch immer ein geeigneter fernhalte Schutz an das Schweinchengehege.
  • Nach 4 bis 10 Tagen darf man sich dem Gehege öfter nähern und beobachten. doch die Finger bleiben noch weg.
  • Der Hauptverantwortliche, in der Regel ein Erwachsener oder erfahrener Jugendliche, füttert in den ersten 2 Wochen. Das heißt Wasser und Heu, Müsli und Frischfutter werden frischgemacht, entfernt und neu bereitgestellt.

Die Vergesellschaftung

Wenn die vorhandenen Tiere, oder das verwitwete Schweinchen, gut sozialisiert sind wird es in der Regel keine Probleme geben. Von unseren Tieren können wir getrost sagen, das sie gut sozialisiert sind und in der Regel keine Probleme bereiten.

Deshalb ist uns ja auch immer wichtig nicht unbedingt das Tier zu vermitteln, welches am besten gefällt, sondern das oder die am besten passen. Jeder gute Züchter kennt die Charaktere seiner Tiere.

Das Gehege sollte ein oder zwei Tage vor der Vergesellschaftung frisch gereinigt werden. So stört man die Tiere nicht beim Freundschaft knüpfen, die neuen gewöhnen sich schnell an den Familiengeruch und nehmen ihn auch schneller an.

Die Schweinchen haben nun allerhand zu regeln:

  • Sie müssen sich miteinander bekannt machen und Freundschaftsanfragen stellen.
  • Ihre Rangordnung klären, was in der Regel durch nachlaufen, bromseln, knattern und klappern geschieht. Auch Aufreiten und kneifen gehört dazu. Es ist möglich, das geschubst wird und auch mal Haare fliegen. Das ist alles in Ordnung! 
  • In Junggesellengruppen kann es zu sogar zu bissen kommen. Sogar das ist in Ordnung.
  • Was nicht in Ordnung ist, ist wenn sich Tiere in einander verbeißen und wie Fellkugeln durch Gehege rollen. Dann muss getrennt werden. Aber nicht mit den Händen! Diese beiden werden mit großer Wahrscheinlichkeit nie mit einander auskommen. Dafür gibt es 2 Gründe: Sie können sich schlicht und einfach nicht riechen, oder sind gleichstarke Alphatiere.


Zum Trennen streitender Meerschweinchen

Bitte nie mit den Händen! Auch dicke Hand- oder Arbeitshandschuhe helfen nicht. Stellen sie erst eine räumliche Trennung durch ein passendes Brett oder Möbel her. Warten sie ab, bis das Tier sie erkennt und nicht doch noch in Rage angreift. Eine weit aufgerissene Meerschweinchenschnute erinnert an eine Schlange oder ein Flusspferd. Da passt eine ganze Menge zwischen. Auch die Beißkraft möchten sie nicht an den eigenen Händen erleben. Dem folgt eigentlich immer zumindest ein Arztbesuch, oft genug steht sogar ein Termin in der chirurgischen Ambulanz an.

Hier ein paar Bilder zu einem vollständigem Durchbiss mit anschließender Infektion die sogar einen Krankenhaus Aufenthalt zur Folge hatte.

Das ist nicht die Regel, aber eine wirksame Wahrung die Finger nicht zwischen streitende Meerschweinchen zu halten.

Das Vertrauen gewinnen

Wenn eine bestehende und vertrauensvolle Gruppe vergrößert wird, braucht man nur so weiter machen wie immer und dem Neuzugang einfach die Zeit lassen von selber an die Hand zu kommen.

Bei einer ganz neuen Gruppe kann man, je nach Gelassenheit der Tiere, nach der ersten Woche mit der Handgewöhnung beginnen. 

Vor der Fütterung die hungrigen Tiere mit langem Frischfutter (Möhren, Stangensellerie, Maisblätter, Grashalme, ...) anlocken und dabei die Hand wirklich ruhig und keinen Blickkontakt halten. Mit der Zeit wenden sich die Tiere immer näher an die Hand herantrauen. Damit kann das angebotene Futter immer kürzer / kleiner werden.

Ist das Vertrauen groß genug, kann man mit Hilfe von Futter die Tiere dazu animieren auf die Hand oder sogar auf den Schoß zu klettern, oder sich streicheln zu lassen.

All dies dauert Wochen bis Monate und glückt nur bei großer Ruhe und Geduld. Es erfordert tägliches Üben ohne Zeitdruck und Ungeduld. 



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