Sozialverhalten

Soziale Strukturen und Verhalten

Meerschweinchen sind Herdentiere mit einem sehr ausgeprägtem Sozialverhalten. Wie bei allen sozialen Strukturen ist dieses Verhalten nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Die einzigen dafür geeigneten Lehrer sind selber gut sozialisierte Meerschweinchen. Diesen Job kann kein artfremdes Lebewesen übernehmen! Damit dürfte dann auch hinlänglich geklärt sein, warum man auch keine artfremden Nager gemeinsam ohne Partner der eigenen Art miteinander halten kann, denn sie brauchen ihr Leben lang die sozialen Strukturen um glücklich zu leben.


Soziale Prägung

Das richtige Sozialverhalten kann natürlich nur von richtig und gut sozialisierten Tieren vermittelt werden. Alleine das ist schon Grund genug sich seine Tiere ausschließlich aus Zuchten mit artgerechter Gruppenhaltung zu holen.

Meerschweinchen Welpen sind Nestflüchter und werden von Anfang an von der gesamten Gruppe erzogen und nicht nur von der Mutter. Auch säugen in der Regel alle Mütter alle Welpen. Dies festigt die familiäre Verbindung der Tiere untereinander. Dazu müssen sie nicht blutsverwandt sein.


Eine Liebe ohne Chance

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Familienidylle

Die Erziehung

Genauso, wie Menschen ihre Kinder mit liebevoller Konsequenz erziehen (sollten), tun es die Schweinchen vorbildlich. In einer sozialen und harmonischen Gruppe bekommt der unaufmerksame Beobachter davon nichts mit.

An der Milchbar gilt zwar das Recht des Stärkeren, aber deshalb darf noch lange nicht ungehobelt und rüpelig ein schwächeres Jungtier verdrängt werden. Auch hat ein Welpe nicht viel zu lachen, wenn er die Zitzen zu dolle bearbeitet. Trotzdem sind die meisten Mütter unendlich geduldig mit ihren und anderen Welpen.


 

Der Harems Chef, egal ob Bock oder Kastrat, braucht oft nur einmal kurz scharf schauen und schon herrscht wieder gutes Benehmen bei allen Tieren. Trotzdem unterbindet er Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich im Keim, denn auch streiten will gelernt werden.

Meist wird es von der ganzen Gruppe geduldet, wenn sich Welpen am Futternapf vordrängeln oder gar mitten reinsetzten. Dabei wird schon mal geschoben und gedrängelt, hält der „Kontrahent“ still dagegen oder geht und sucht sich einen anderen Fressplatz. (Deshalb immer mehrere Futterstellen einrichten!) Übertreiben sie es aber oder werden dabei gar frech und schubsen jüngere oder schwächere kassiert der Übeltäter einen Verweis durch eine leise Unmutsäußerung eines älteren Tieres, das selber auch noch ein Jungtier sein kann. Fruchtet dies nicht, gibt es von einem großen Tier der Gruppe einen leichten verwarnenden Stoß mit der Nase. Reicht auch das nicht aus, sorgt in der Regel ein dominanteres Tier oder der Haremswächter durch Drohgebärden an, dass nun das Ende der Fahnenstange erreicht ist und gleich die Luft dick wird. Mehr ist nur sehr selten nötig.

Das gilt auch für andere Bereiche des gemeinsamen Lebens.

Innerhalb einer bestehenden Gruppe erzieht und sozialisiert jedes Tier. Denn das ist das ganz normale Miteinander einer sozialen Gruppe. Solche Tiere sind in der Regel auch in der Vergesellschaftung völlig unproblematisch und souverän. Auch wenn sie aus verschiedenen Gruppen kommen.


Gruppenverhalten und –bildung

Das Verhalten einer Gruppe ergibt sich aus der sozialen Kompetenz der einzelnen Mitglieder und ihrer Charaktere. Auch zwischen Meerschweinchen gibt es dicke Freundschaften und Antipathien. Bei der Zusammenstellung einer Gruppe müssen alle Punkte berücksichtigt werden.

Für jede Haltungsart gibt es eigene Regeln um ein friedliches und freundliches Miteinander zu gewährleisten. Allen Konstellationen ist gemein, dass mindestens ein Tier erwachsen ist und damit die Führungsposition einnimmt. Im Idealfall ist es ein Kastrat. In Haremsgruppen dürfen auch ruhig die Damen älter, aber nicht dominanter als der Haremswächter sein. Der sollte in dem Fall über Weibchenerfahrung verfügen um sich von einer Ma­t­ri­ar­chin nicht unterbuttern zu lassen, was für die gesamte Gruppe zum Nachteil ist.


Bitte lesen Sie dazu unbedingt die Beschreibungen der verschiedenen Haltungsarten!


Rappelphasen der jungen Böckchen

Männer sind raue Gesellen. Ihre pubertären Flegelphasen haben sie mit 3 Monaten, mit 6 Monaten und manchmal auch mit 8 Monaten. Nachlaufen ist sehr beliebt und nicht immer auch mit Streitigkeiten verbunden. Selbst wenn mal Streit unter den Böckchen ausbricht, bitte nicht gleich eingreifen. Jagen, Besteigen, sowie Schnappen und Zwicken gehört zum normalen Sozialverhalten wie Brommseln, Knattern, mit den Zähnen klappern, Pfeifen, Flöten und Quieken.

Kleine Bisswunden können beim Klären der Rangordnung passieren und sind meist nicht schlimm. Sollten sich die Tiere aber ineinander verbeißen und als Knäul durchs Gehege rollen ist die Trennung der Kontrahenten nötig. Diese Tiere können sich dann schlicht und ergreifend nicht leiden und werden sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nie vertragen. Da hilft auch keine Kastration, da es sich dabei nicht um den Geschlechtstrieb handelt.

Um dieses Rappelphasen optimal zu umgehen ist es sinnvoll darauf zu achten das die Altergestaltung der Gruppe möglichst so strukturiert ist, das nie zwei oder gar mehr Jungs zugleich in der Rappelphase sind. Wenn nämlich alle anderen Tiere der Gruppe sich davon nicht anstecken oder aufhetzen lassen verläuft sich das hormonelle Gehabe fast von selbst. Ist jedoch ein Tier in der Gruppe, dass darauf verstärkt anspringt und mitmacht, wird die ganze Gruppe auf den Kopf gestellt. Unterumständen kommt es dann zu Rangverschiebungen die alle Tiere der Gruppe dazu bringt ihre Rangfolge komplett neu auszufechten.

Auch eine Frühzeitige Katration dämpft dieses „ausspacken“ erheblich, verändert aber weder die natürliche Dominanz noch den Charakter der Jungs. Je jünger sie bei der Kastration sind, desto leichter stecken sie den Eingriff weg.


Zum Trennen streitender Meerschweinchen

Bitte nie mit den Händen! Auch dicke Hand- oder Arbeitshandschuhe helfen nicht. Stellen sie erst eine räumliche Trennung durch ein passendes Brett oder Möbel her. Warten sie ab, bis das Tier sie erkennt und nicht doch noch in Rage angreift. Eine weit aufgerissene Meerschweinchenschnute erinnert an eine Schlange oder ein Flusspferd. Da passt eine ganze Menge zwischen. Auch die Beißkraft möchten sie nicht an den eigenen Händen erleben. Dem folgt eigentlich immer zumindest ein Arztbesuch, oft genug steht sogar ein Termin in der chirurgischen Ambulanz an.

Hier ein paar Bilder zu einem vollständigem Durchbiss mit anschließender Infektion die sogar einen Krankenhaus Aufenthalt zur Folge hatte.

Das ist nicht die Regel, aber eine wirksame Wahrung die Finger nicht zwischen streitende Meerschweinchen zu halten.

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