Meerschweinchen als Futtertiere?

Meerschweinchen als Futtertiere

Wie eine Veganerin auf Facebook mal ganz empört schrieb: „Wer unbedingt Fleisch essen will, soll in einen Laden gehen und es da kaufen. Dafür muss man doch keine Tiere töten!“

Wer Tiere hält, auf deren Speiseplan andere Tiere stehen, soll sich bitte auch selber darum kümmern, dass das entsprechende Futter bereitsteht. Das ist nicht ganz so einfach.


Rechtliche Grundlagen

Es ist grundsätzlich verboten Tiere lebend zu verfüttern. Also müssen sie tot, und dann in der Regel gefroren, eingekauft werden oder vor der Fütterung regelkonform und ethisch korrekt betäubt und getötet werden. Dazu bedarf es, je nach Tierart, einer mehr oder weniger umfassende Ausbildung und einen Sachkundenachweis nach § 4.

Siehe Tierschutzgesetz § 4

Dazu gibt es eine Ausnahme, die hier Formuliert ist:

Auszug aus der Allgemeine Verwaltungsvorschriften zur Durchführung des Tierschutzgesetztes (AVV) vom 09.02.2000

3.1.3 Regelmäßigkeit ist nicht gegeben, wenn Wirbeltiere nur im Einzelfall betäubt oder getötet werden. Für das Töten lebensschwacher oder schwerverletzter Wirbeltiere im Einzelfall im eigenen Tierbestand ist wegen fehlender Regelmäßigkeit grundsätzlich kein Nachweis der Sachkunde erforderlich.

Daraus resultiert, dass Futtertiere aus der eigenen Vermehrung nur dann geschlachtet werden dürfen, wenn die dazu notwendige Sachkenntnis nachweislich (Schriftstück) vorliegt. Denn dann handelt es sich um regelmäßige Tötung.


Außerdem gilt für Futtertiere eine verschärfte Herkunftsverfolgung bezüglich des Tierseuchenschutzes.

Grundsätzlich gilt auch, ist ein Tier krank oder gar verletzt, ist der Gang zum Tierarzt unausweichlich.

Siehe Tierschutzgesetz § 1

Tierarztbesuche haben regelmäßig den Einsatz von Medikamenten zur Folge. Damit sind diese Tiere von jeglichem Verzehr auszuschließen.


Meerschweinchen auf den Speiseplan

Riesen Meerschweinchen (Cuy und Cobayo) stehen in einigen Ländern Südamerikas nicht nur auf dem Speiseplan, sondern gelten als kulturelle Delikatesse. Das heißt allerdings nicht, dass man sie überall bekommen kann. Im Gegenteil, sie müssen lange im Voraus bestellt werden.


Unsere Rasse Meerschweinchen und Mischlinge aus ihnen haben eine vom Riesen Meerschweinchen abweichende Physiologie, weshalb sie neben dem geringeren Schlachtgewicht auch noch anders schmecken (sollen).

Damit sind die Menschen schon mal aus der Liste der Fressfeinde gestrichen. Bleiben die Raubtiere.


Freilaufende Raubtiere wie Ratte, Marder, Fuchs und je nach Region Waschbär und möglicherweise auch Wolf werden zwar nicht gefüttert, rauben aber ganz gerne in Haltungen. Auch Hunde und Katzen sind da nicht so unschuldig wie häufig angenommen. Mancher Greifvogel nutzt ebenfalls gerne die Gelegenheit in einen ungesicherten Freilauf zuzuschlagen. Anders sieht es mit der gewerblichen und privaten Raubtierhaltung aus. Wie weiter oben schon geschrieben, unterliegen Futtertiere einen strengen Herkunftsverfolgung wegen des Tierseuchenschutzes. Davon sind Züchter ohne gewerblichen Hintergrund zwar nicht betroffen, dennoch müssen sie ihre Futtertiere meist kaufen, denn selber produzieren und schlachten erfordert den Sachkundenachweis nach § 4.

Zoo, Tierparkt, Falknerei und ähnliche Gewerbe müssen obendrein den Sachkundenachweis nach §11 besitzen. Da geht es um Gewerbetreibende, Händler und Zurschaustellung mit der Absicht der Gewinnerzielung. Jäger, Falkner, Tierpfleger (nicht immer) und natürlich Schlachter verfügen über den geforderten Sachkundenachweis zur Betäubung und Tötung von Wirbeltieren. Trotzdem stammen nur die wenigsten Futtertiere aus eigenem Bestand. Das meiste wird zugekauft.


Schlangenzüchter verzichten auf die Fütterung von Meerschweinchen. Da ihre Tiere davon sogar krank werden können, was das Zitat eines Züchters „So einen Dreck füttere ich doch meinen Lieblingen nicht!“ in ein ganz anders Licht rückt.


Fazit

Meerschweinchen sind tendenziell eher ungeeignete Futtertiere. Die wenigen Raubtiere, für die sie eine Eignung darstellen sind eher selten bis gar nicht in privater, nicht gewinnorientierter bzw. fast nur in gewerblicher Haltung anzutreffen. 


Rasse Meerschweinchen aus seriöser Zucht werden nicht nur mit viel Liebe und Sachkenntnis gehalten und verpaart, sondern auch versorgt. Dazu gehören auch Tierarztbesuche und damit auch Medikamente die unsere Tiere von jeglichem Verzehr ausschließen. Abgesehen davon, sind Tiere aus seriöser Zucht als Futtertiere unerschwinglich.


Wir lieben unsere Tiere und wollen sie nicht als Futter enden sehen.

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