Laut- & Körpersprache

Laut- und Köpersprache der Meerschweinchen


Meerschweinchen sind sehr mitteilsam, um nicht zu sagen geschwätzig

Als Flucht- und Beutetiere haben sie ein sehr komplexes Wahrnehmungssystem. Sie können gut hören, unter anderem weil die Schnecke des Innenohres 4 Windungen statt der sonst üblichen 2 1/2 (Ratten, Mäuse und Menschen, oder 2 3/4 beim Kaninchen.  Ihre untere Hörgrenze wird mit 16.000 Hz und die obere mit 33.000 Hz angegeben. Eine Bohrmaschine stört sie in der Regel weniger als das Klimpern eines Schlüsselbundes, herabfallende Nägel oder Münzen.


Das menschliche Gehör

Der Hörbereich des Menschen, also die Frequenzen, die Menschen beeinflussen, liegt zwischen 20 Hz und 20.000 Hz.

Mit zunehmendem Lebensalter sinkt die Obergrenze im Allgemeinen bis auf 10.000 Hz und weniger.

 


Es ist also nicht verwunderlich, dass wir nur einen kleinen Ausschnitt dessen hören können was sich unsere Schweinchen erzählen.


CavieTranslate

Die Laut- und Köpersprache ist nicht voneinander zu trennen, denn sehr ähnliche Laute bekommen durch die Körpersprache ihre Bedeutung.


Futterbetteln

Diesen Laut haben Meerschweinchen extra für Menschen entwickelt, denn er wird tatsächlich einzig und allein uns gegenüber eingesetzt. Bevorzugt um anzuzeigen, dass die Gruppe gerade mal wieder, wie fast ständig, kurz vor dem Hungertod steht. 


Popcornen

Meerschweinchen, die vor Lebensfreue in die Luft gehen wie poppender Mais, sind ein toller Anblick. Besonders jüngere Tiere tun es sehr gerne. Manchmal wirkt es ansteckend und immer mehr der Gruppe rennen popcornend durch den Stall / das Gehege. Wenn erwachsene und schwere Schweinchen es tun, ist es meist nicht so elegant und endet mit einem leichten Erdbeben. Die agilen Jungspunde verwinden sich und wechseln die Richtung im Sprung.


Zufriedenheit

Glückliche Schweinchen lassen es sich nicht nehmen, dies auch kundzutun. In entspannter Körperhaltung, bei Fressen und Ruhen, beim Kuscheln und sogar im Schlaf ist es zu hören. Im Tiefschlaf schnarchen sie sogar.


Gähnen

Gähnen kann Zeichen von Müdigkeit sein oder aber auch von Unsicherheit und Beschwichtigung. 


Gegenseitige Pflege, Trösten

zärtliches Felllecken, Ohren knabbern und Augen und Gesicht lecken sind Anzeichen von besonderer Freundschaft und Zuwendung. Sie können auch Trost und Pflege sein. 

Weniger gern gesehen ist eine andere Form von Pflegezuwendung: Das Fellfressen bei Langhaar-Rassen. Es kann auch ein Anzeichen von Stress (Überbesatz, Futtermangel) sein oder einfach eine blöde Angewohnheit.


Am Maul riechen

Es heißt so viel wie "Was hast Du gefressen?". Auf diese Art lernen Jungtiere neues Futter kennen und erkennen.


Kehle zeigen

Das rangniedrige Tier zeigt dem ranghöheren sein Vertrauen und Unterlegenheit an. Dazu sitzen sie im Winkel zueinander, wobei das ranghöhere Tier auch auf dem Bauch liegen kann.


Ruf an die Gruppe / Rückversicherung

Wenn Tiere umgesetzt werden oder sich aus anderen Gründen aus den Augen verlieren. Besonders häufig von Jungtieren oder wenn Freunde getrennt werden.


Ruf nach der Mutter

Babys rufen so nach der Mutter, wenn diese ein Junges "zurückgelassen" hat oder viel öfter, wenn das Kleine sich zu weit entfernt hat und Mama nicht so schnell wieder findet. Häufig, wenn die Gruppe in Aufregung geraten und viel gelaufen ist.


Unterwerfung / Jammern / "Heulen"

Dieses Quietschen ähnelt einem Jungtierlaut, wenn sie gemaßregelt werden und "jammernd" auf der Stelle treten. 


Angstpfeifen, Hilferuf

Platt an den Boden gedrückt, mit leicht gehobenem Kopf teilen sowohl Jungtieren als auch Erwachsene ihre Verzweiflung mit. Häufig durch Spannung unter Weibchen hervorgerufen. Ein guter Haremswächter behebt diese Situation durch Knattern und gegebenenfalls dazwischen treten und wegtreiben des übergriffigen Weibchens.


Gänsemarsch, Nachlaufen

Im Gänsemarsch werden neue und auch frisch gereinigte Gehege erkundet aber auch neue Gruppenmitglieder begutachtet und idealerweise aufgenommen.


Markieren / Imponieren

Die Kaudaldrüse und Geschlechtsregion wird in die Einstreu und an der Einrichtung gerieben.

Scharren in der Einstreu, besonders wenn zuvor ein anders Männchen darin zu riechen ist.

Mit erhobenem Kopf stolzieren und möglicherweise knattern.


Kontaktaufnahme / Freundschaftsanfrage

Mit langgestrecktem Körper, immer bereit den Rückzug anzutreten, wird an Nase und Po geschnuppert. Interessierte Weibchen reagieren mit diesem Gurren, worauf Männchen mit Brommseln antworten.


Brommseln

Mit diesem Liebeslieb und gleichzeitigem Rumbatanzen (wiegende Bewegung der Hinterhand) umkreist und "verfolgt" das Männchen das in Brunst kommende Weibchen. Ist das Weibchen interessiert, antwortet es mit diesem Gurren. Ist es paarungsbereit, bleibt es mit aufgerichtetem Hinterteil vor dem Männchen stehen.


Ermahnung

tieferes Knattern mit einem konstanten Ton, die Körperhaltung ist dabei relativ entspannt, der Kopf dem Störenfried oder dem störenden Geräusch zugewandt


Unwillen / Meckern / Jammern

Wird ein Tier bedrängt, beginnt es seinem Missfallen jammernd oder meckernd Ausdruck zu verleihen. Wenn ein Weibchen sich so äußert, dauert es meist nicht lange bis eine Urindusche folgt.


Urinspritzen

Ist das Weibchen nicht paarungsbereit oder fühlt sich aus anderen Gründen belästigt, hat es eine effektive Abwehrwaffe. Es spritzt mit Urin und hat dabei eine Reichweite von ca. 30 cm. Vorher warnt sie ihren Peiniger.


Protest

Das ist ein eindeutiger Protest. Egal um was es geht, das Schweinchen ist dagegen. Sei es das anfassen oder Hochheben durch Menschen oder das Verhalten von Artgenossen. Das Schweinchen ist echt knatschig und warnt vor weiteren Maßnahmen um seinem Unwillen Nachdruck zu verleihen. Es ist auch die erste für Menschen wahrnehmbare akustische Maßregelung des Haremswächters oder Böckchenführers.


Verwahrnen

Mit erhobenem Kopf wird geknattert, was die Wahnstufe 1 signalisiert. Bei Wahnstufe 2 folgt das ranghöhere dem zu maßregelnden Tier. 


Niederdrücken und Aufreiten

Warnstufe 3 ist das Niederdrücken mit dem Kopf oder das Aufreiten. Das hat nichts mit Sexualität zu tun. Es ist ein reines Dominanzverhalten, welches klarstellt, wer die Hosen anhat.


Aufreitende und brommselnde Weibchen

Hier handelt es sich um sexualisiertes Verhalten. Entweder das Weibchen hat seinen Eisprung und wird bzw. ist brünstig und braucht den Deckakt, auch durch den kastrietren Haremswächter, oder es handelt sich um eine maskulinisierte Sau die mit dem Aufreiten einer Artgenossin in Brunst helfen will. Dieser Versuch ist leider nicht befriedigend, weil keine Penetration möglich ist. Weitere Informationen dazu sind hier zu lesen.


Zähneklappern

Nun hat der Spaß ein Loch! Vom Männchen, selten Weibchen, wird zähneklappernd die Konfrontation gesucht. Im Idealfall unterwirft sich der Unruhestifter oder Gegner jetzt und sucht das Weite. Aufgrund der Haltung besteht so gut wie nie eine Chance auf Flucht, denn Haltung bedingt immer eine Begrenzung, und sei es noch so weiträumig. 


Platzhirschgehabe bis Kampf 

Zähneklappernd mit steifen Beinen wird die Breitseite dem Kontrahenten gezeigt. 

  • Hebt dieser nun den Kopf und wendet dabei den Blick ab, zeigt er seine Unterlegenheit an. Manchmal darf er nun gehen und wird evtl. noch ein paar Schritte verfolgt. Öfter muss er sich jedoch niederdrücken und ggf. mehrfach aufreiten lassen. Das wird sich möglicherweise über ein paar Tage wiederholen. Es kommt aber eher selten zu einem Kampf. (Häufiges Auftreten in der beginnenden Geschlechtsreife)
  • Klappert der Feind feste zurück, wird es zu einer Verfolgung kommen, bei der Fell ausgerissen wird und es zu leichten Rissen in der Haut von Hinterteil und Rücken und sichtbarer an den Ohren kommen kann. Mit etwas Glück passiert nicht mehr und der Schwächere wird seine Unterlegenheit einräumen. Wenn er klug ist, wird er die Rangfolge nie wieder in Frage stellen. (Übliches Verhalten in der Rappelphase) Beide Tiere sollten unbedingt nach Verletzungen, die der Behandlung bedürfen, untersucht werden. Wenn möglich in Sichtweite zueinander, sonst kommt es gleich beim zurücksetzten zum nächsten, vermutlich schlimmeren Kampf. Besser man wartet ein paar Stunden bevor man die Rüpel untersucht. Vorher muss unbedingt Ruhe herrschen.
  • Erfolgt keine Unterwerfung, wird es jetzt ernst. Die Böckchen, seltener Kastraten, wollen sich nun ans Leder. Die Kontrahenten verlagern ihre Kraft und Körperschwerpunkte auf die Hinterhand und gehen mit weit geöffnetem Maul und gebleckten Zähnen aufeinander los. Die Bisse zielen in erster Linie auf Nacken, Halsseiten und Kehle ab. Zwischen den Attacken stehen sich die Kontrahenten schräg mit erhobenem Füßchen voreinander. Diese Angriffe erfolgen mehrfach und enden im besten Fall mit der Unterwerfung des Unterlegenen. Handelt es sich um gleichalte Jungtiere, sollte die Rangfolge nun geklärt sein und zukünftig Ruhe herrschen.
  • Kommt es zum Verbeißen und die (erwachsenen) Tiere rollen und fliegen als Fellkugel durchs Gehege, besteht fast keine Chance, dass sie sich jemals vertragen werden. Sie sind gleichstark und werden sich immer nur bis zum nächsten Konflikt arrangieren. Die Tiere gehören getrennt und anderweitig vergesellschaftet.


Es ist nie ihr Ziel sich umzubringen. Der Tod eines Tieres ist als Unfall zu werten.


Kopf hochschlagen

Besonders beim Streicheln mit der ganzen Hand über den Kopf stoßen Meerschweinchen mit dem Kopf gegen diese. Es ist ein Zeichen des Unwillens und wird häufig mit warnendem Knattern verstärkt. Besonders, wenn die Hinterfüße immer wieder berührt werden. Dann sollte man sich auch auf einen nach hinten schnappendem Kopf einstellen.


Unwohlsein

Fühlt ein Tier sich auf dem Arm unwohl, faltet es die Ohren nach hinten oben. Weniger offensichtliche Anzeichen dazu sind ein sehr hoher Puls und eine verstärkte und stark verzögerte Atmung. Ein Tier mit diesen Anzeichen sollte möglichst bald in die Gruppe entlassen werden. 

Unter Stress kann kein Tier Vertrauen in den Menschen erlernen.


Genuss

Genießen Schweinchen den Kontakt, hört man dieses Geräusch.


Schockstarre

Die Angst- oder Schockstarre tritt ein, wenn das Schweinchen offensichtlich keine Fluchtmöglichkeit mehr erkennt. 


Zwitschern, Zirpen, Singen

Wenn man vergeblich nach dem zwitschernden Vogel sucht ...

Es ist nicht bekannt, warum manche Tiere es tun. Viele Halter haben es noch nie gehört, andere haben regelrechte Sänger im Stall. Warum sie es tun ist unbekannt und umstritten.

Einige Menschen halten es für ein Anzeichen höchster Anspannung und Stress. 

Ich selber habe bisher keine Anzeichen von Anspannung und Stress bei meinen Tieren erkennen können. Zumindest scheinen sich die anderen Tiere daran nicht zu stören. Sie sind etwas ruhiger und scheinen dem Sänger zuzuhören, aber sie fressen oder ruhen ganz entspannt.


Die Tonsequenzen gehören wohl zu der Homepage der Meerchenwelt. Sorry, ich wollte nicht klauen oder auch ein Copyright verletzten, aber nach der tagelangen Arbeit mag ich die Seite auch nicht wieder löschen.


Zum Trennen streitender Meerschweinchen

Bitte nie mit den Händen! Auch dicke Hand- oder Arbeitshandschuhe helfen nicht. Stellen sie erst eine räumliche Trennung durch ein passendes Brett oder Möbel her. Warten sie ab, bis das Tier sie erkennt und nicht doch noch in Rage angreift. Eine weit aufgerissene Meerschweinchenschnute erinnert an eine Schlange oder ein Flusspferd. Da passt eine ganze Menge zwischen. Auch die Beißkraft möchten sie nicht an den eigenen Händen erleben. Dem folgt eigentlich immer zumindest ein Arztbesuch, oft genug steht sogar ein Termin in der chirurgischen Ambulanz an.

Hier ein paar Bilder zu einem vollständigem Durchbiss mit anschließender Infektion die sogar einen Krankenhaus Aufenthalt zur Folge hatte.

Das ist nicht die Regel, aber eine wirksame Wahrung die Finger nicht zwischen streitende Meerschweinchen zu halten.

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