Zuchtrisiken

Gynäkologie & Andrologie

Gesundheit ist eines der wichtigsten Dinge, die man nicht kaufen kann. Aber man kann eine Menge dafür tun. Das gilt natürlich auch für unsere Meerschweinchen. Generell sind die kleinen Gurkenvernichter nicht besonders anfällig, aber für den Fall der Fälle ist es sicher nicht verkehrt, Bescheid zu wissen.

Ein besonderer Warnhinweis gilt dem Penicillin! Dieses vertragen Meerschweinchen leider gar nicht, es zerstört die so überlebenswichtige Darmflora und führt zu kaum in den Griff zu bekommenden Durchfällen. Es besteht also Lebensgefahr für das Schweinchen, weswegen eine Gabe von Penicillin nur im absoluten, ÄUSSERSTEN NOTFALL in Betracht gezogen werden sollte, wenn man also quasi nur noch die Wahl zwischen Pest oder Cholera hat und es muß parallel unbedingt eine Darmaufbau-Kur verabreicht werden. 

Alle Bilder unterliegen dem Copyright! Nicht alle Fotos stammen von uns. Danke an alle, die uns mit Fotos versorgen um sie hier zu zeigen.

Gynäkologie

Zuchtrisiken

Die Geburt ist immer ein Risiko für Mutter und Kind. Egal ob Mensch oder Tier. Für Menschen und viele (größere) Tiere gibt es schon umfangreiche medizinische Möglichkeiten zur Trächtigkeit und Geburt überwachender Begleitung. Die Möglichkeiten für Meerschweinchen sind wesentlich geringer, weshalb die Hilfe im Notfall nicht so leicht zu bekommen ist. Deshalb muß sich der Züchter im Notfall auch selber zu helfen wissen und auch einiges "wegstecken" können. Geburten, egal ob glatt verlaufend oder mit Schwierigkeiten, können auf den ersten Blick etwas von einem Blutbad haben.


Abort,verwerfen vor dem Geburtstermin

Eine Fehlgeburt ist bei allen Säugetieren immer möglich. Die Gründe dafür mannigfach und oft nicht erkennbar. Aborte vor dem Fötenstadium (29. Tag nach der Befruchtung) werden meist resorbiert und so gut wie nie ausgeschieden. Die Babys bis zum 44. Tag werden von der Mutter und der Gruppe meist gefressen. Auch sie findet man sehr selten.

Um den 50. Tag her rum hat bereits der Milchzahnwechsel stattgefunden und das Fell beginnt zu wachsen. Aborte ab diesem Alter werden recht häufig gefunden. Sie sind nicht immer angefressen.

25. Tag nach der Befruchtung

38. Tag nach der Befruchtung

41. Tag nach der Befruchtung

44. Tag nach der Befruchtung

53. Tag nach der Befruchtung

60. Tag nach der Befruchtung


Totgeburt  

Welpen, die während der Trächtigkeit, ab dem ca. 50. Tag versterben mumifizieren. Sie können nicht mehr resorbiert werden. Sie werden als Steinfrucht mit der Geburt der überlebenden Geschwister ausgestoßen, wenn der Tot nicht zu einem Abort des ganzen Wurfes geführt hat.

Frühgeburten vor dem Tag 64 versterben, weil die Lungen noch nicht genügend ausgeprägt sind und häufig auch der Schluckreflex noch fehlt. Sie versterben wenige Minuten bis Stunden nach der Geburt. Da sie erst mit der Geburt, bzw. knapp danach versterben, zählen sie als Totgeburt und nicht als Abort. Sie sind so gut wie nie angefressen.

Auch während der Geburt kann einiges schieflaufen, was zu toten Babys führt. Versterben die Welpen erst kurz vor der Termingerechten Geburt, oder werden ohne einsetzten der Wehen übertragen und versterben deshalb, beginnen sie recht schnell zu verwesen und zersetzten sich durch Fäulnis. Die dabei entstehenden Leichengifte kosten meist auch der Mutter das Leben. Dieser Zeitpunkt ist spätestens mit dem Tag 72 nach der Befruchtung erreicht. Hier entscheiden nur noch Stunden über Leben und Tod der Mutter.

58. Tag nach der Befruchtung

62. Tag nach der Befruchtung


Überschwängerung, Superfekundation

Auch als Doppelbelegung bekannt. Hierbei handelt es sich um zwei Würfe aus zwei aufeinanderfolgenden Brunsten. Der Brunstzyklus beträgt ca. 13 bis 18 Tage. Bei kleinen Würfen ist es möglich, das die Welpen der ersten Befruchtung normal entwickelt sind, während der der zweiten Befruchtung natürlich noch 2 Wochen gebraucht hätten und mit den reifen Geschwistern geboren werden und folglich nicht lebensfähig sind.

Bei großen Würfen kommt es in der Regel zum Frühabort und austreiben der Föten vor Erreichen der Lebensfähigkeit. Wie bei diesen 11 Welpen.


Übertragen

Bevor man sagen kann ob ein Weibchen überträgt, muß man sicher wissen wann der Wurf genau fallen wird. Das ist nicht immer so einfach. Deshalb hole ich hier etwas weiter aus.

Die kürzeste Trächtigkeit nach erfolgreichem Deckakt beträgt 64 Tage um lebensfähige Frühgeburten zu haben. Ideal ist eine Tragzeit vom erfolgreichen Deckakt bis zur Geburt von 68 Tagen. Die längste Trächtigkeit mit lebensfähigen Babys sind 72 Tage.

Den erfolgreichen Deckakt betone ich deshalb, weil nicht immer ein Deckakt beobachtet werden kann. Selbst wenn er beobachtet wurde, muß er nicht auch erfolgreich gewesen sein. Und auch dann kann es immer noch zu einem Abort oder verwerfen kommen. Wurden die Zuchttiere nach dem Deckakt nicht getrennt,  ist der Zeitpunkt der Nachbedeckung oft nicht bekannt.

Daher ist es sehr wichtig den Tag der Verpaarung, evtl. beobachtete Deckakte und den Tag der Trennung zu notieren. Dann kann man anhand von Gewicht und sichtbarer Zunahme und dem Ertasten der Föten auf den anzunehmenden Geburtstermin schließen. Passen diese Veränderungen und Befunde zu einem beobachteten Deckakt oder auch nur zu einer auffälligen Unruhe zu einem notierten Termin, läßt sich berechnen, dass der Wurf zwischen 64 und 72 Tage danach fallen wird. Idealerweise um den 68. Tag.

Zeigen sich ab ca. 10 Tage bis 4 Stunden vor dem Termin die Merkmale für eine bevorstehende Geburt, kann man abschätzen ob man richtig gerechnet hat. Erst lockert sich die Schambeinfuge, dann beginnt sie sich fast täglich mehr zu weiten, bis sie kurz vor der Geburt bist zu 3 cm weit offen ist. Zu den letzten Merkmalen gehört eine Veränderung der Scham den Weibchen. Sie schwillt an und stülpt sich vor.

Hier ungeffähr ist die Schambeinfuge zu ertasten.

Hat man das korrekte Datum des erfolgreichen Deckaktes weiß man genau wann der Tag 72 ist. Wenn das zweifelsfrei sicher ist, damit meine ich mit 99,99 %, ist das der Tag, an dem eine Geburt eingeleitet werden sollte. Das sollte man frühzeitig mit seinem Tierarzt absprechen. Ab Tag 73 wird es für die Welpen und die Mutter gefährlich und ab Tag 74 besteht für die Kleinen quasi keine Chance mehr.

Vor der Einleitung muß unbedingt geprüft werden, ob eine Geburt überhaupt möglich ist. Nicht das der Gebärgang in irgendeiner Form blockiert ist. Eine Einleitung beim Kleintierarzt wird in der Regel mit Oxytocin durchgeführt. Nach unseren Erfahrungen nicht immer zuverlässig. Das „nicht immer“ schreibe ich, weil andere Züchter nur von positivem Erfolg berichten, was wir leider nicht bestätigen können. Dem Großtierarzt steht Estrumate zur Verfügung. Damit wurde bei uns 100 % erfolgreich eingeleitet.

Wehenschwäche  & Wehenverhalten

Setzen die Wehen ein, sind aber nicht kräftig genug um die Babys auszutreiben, spricht man von Wehenschwäche. Hier wird dem Weibchen meist Oxytocin gespritzt, was die Wehentätigkeit fördert. Dasselbe gilt, wenn die Wehen nachlassen und der Geburtsvorgang noch nicht abgeschlossen ist. Das kann sein, das noch Babys in der Mutter sind, oder auch nur noch nicht alle Nachgeburten ausgestoßen sind.

Wird Oxytocin überdosiert, kann es zu Legehorn-, Scheiden-, Blasen- und oder Darmvorfall kommt. Das Tier kann unter Umständen auch einfach durch Erschöpfung ohne zuvor einen Vorfall bekommen zu haben versterben. Auch Muskelspasmen können auftreten.

Geburtsstau

Zum Geburtsstau kommt es, wenn ein Baby den Geburtskanal versperrt und so die gesamte Geburt, und unterumständen auch die Wehen zum Stillstand kommen. Hier besteht akute Lebensgefahr für Mutter und Kinder.

Bei einem *einfachen* Geburtsstau durch große Babys oder Blockade des Geburtskanals kann der versierte Züchter oft wesentlich bessere, schnellere und zuverlässigere Hilfe sein, als der evtl. zu lange Weg zum Tierarzt. Mit gut gereinigten Händen und großzügig gefettetem Finger wird dieser in den Geburtskanal eingeführt und nach dem Kopf des Jungtieres getastet. Steckt er *nur* fest, wird versucht den kurze Fingernagel hinter die Schneidezähne zu klemmen und das Junge mit der Wehe vorsichtig herauszuziehen. Liegt das Junge in Rückenlage vor dem Geburtskanal wird es vorsichtig zurück in das Legehorn geschoben und dann an den Zähnen in die richtige Richtung geführt. Dies bitte nicht einfach ausprobieren! Das kann auch böse in die Hose gehen, wenn man nicht wirklich weiß was man da tut. 

Im Zweifelsfall immer zum Tierarzt. Es kann sein, das ein Kaiserschnitt unumgänglich ist. Es kann sein, das sich ein oder beide Legehörner verdreht haben und durch diesen Verschluß eine Geburt überhaupt nicht mehr möglich ist.

Totgeboren an Tag 71

Er hat zu lange im Gebärgang festgesteckt und es wurde zuspät bemerkt.


Das Baby atmet nicht

Sollte ein Baby nicht Atmen wollen, muss das Wasser aus den Atemwegen sachte *ausgeschleudert* werden. Dazu nimmt man das Junge *in Fahrtrichtung* in die Hand, hebt den getreckten Arm auf Augenhöhe und lässt ihn fallen. Den Arm! Nicht das Junge! Durch die Zentrifugalkräfte spukt der Zwerg Wasser. Danach müsste ein tiefer Atemzug kommen. Weitere können durch trockenrubbeln und klopfen unter die Hinterfüße angeregt werden.

Legehornvorfall - Zuchtauschluss

Durch zu starke oder zu lange anhaltende Wehen kommt es zum s.g. Legehornvorfall. Genaugenommen ist es nicht das Legehorn, das vorfällt, sondern „nur“ der Gebärgang. Trotzdem ist das eine kritische Situation. Wird es nicht sofort bemerkt, wird das Gewebe nicht nur durch Stalldreck und Keimflora infiziert, sondern durch die sich schließende Schambeinfuge abgeklemmt und eine Zurückverlagerung ist nicht mehr möglich.

Wenn der Züchter es im direkten Anschluss an die Geburt bemerkt, sollte das Gewebe mit lauwarmem Wasser vorsichtig gereinigt werden. In einer sauberen Transportbox auf sauberen Tüchern, ohne Streu oder Heu, geht das Weibchen zum Tierarzt. Je nach Absprache mit dem Tierarzt kann das Gewebe mit einer Heil- oder Augensalbe oder auch Gleitgel vor dem Austrocknen geschützt werden.

Weibchen dürfen nicht mehr in die Zucht, weil sich das während der Wehen wiederholen kann.

   


Scheidenvorfall - Zuchtauschluss

[...]

Weibchen dürfen nicht mehr in die Zucht, weil sich das während der Wehen wiederholen kann.

Bei der Entdeckung, mit Streu, Kot und Geburtsflüssigkeiten verkelbt.

Nach der Reinigung beim Tierarzt, der dafür extra am Sonntag in die Praxis kam.    Danke für die Hilfe!


Blasenvorfall - Zuchtauschluss

[...]

Weibchen dürfen nicht mehr in die Zucht, weil sich das während der Wehen wiederholen kann.


Die Mutter nimmt die Babys nicht an

Läuft die Mutter vor ihren Babys davon, ist die sicherste und hilfreichste Maßnahme sie mit ihren Kindern sehr eng zu setzten.  So, dass die Zwerge nicht ihre ganze Energie ins Nachlaufen investieren müssen. Hat die Mutter Milch, werden die Kleinen sich nachdrücklich darum bemühen, egal wie sehr die Mutter versucht ihnen auszuweichen. Nach persönlicher Erfahrung gehen die Babys zu über 90% siegreich aus der Aufzuchtdiskussion hervor. Es ist auch hilfreich die Mutter mit mehr Futter und s.g. Milchförderern zu versorgen. Was sich da eignet, wird von Züchter zu Züchter unterschiedlich gewertet.

Gebärmutterentzündung Pyometra und Nachgeburtstoxicose

Hier ist die volle Aufmerksamkeit der Züchter gefragt.

Bei spätem verwerfen und Totgeburten, oder auch bei großen Welpen kann es während des Geburtsvorganges zu Verletzungen der Legehörner oder des Geburtsganges kommen. Diese können sich entzünden und zu einer offenen oder geschlossenen Legehornentzündung führen. In beiden Fällen zeigt sich das Problem durch Unwohlsein des Weibchens und benötigt eine umgehende Antibiotika Behandlung durch den Tierarzt. Bei einer offenen Entzündung wird man sich spätestens bei entdecken eines übelriechenden Ausflusses schnellstens auf den Weg zum Tierarzt machen müssen.

Verbleiben nach einer Geburt Nachgeburt oder auch nur Reste der Eihaut, oder gar ein Baby im Weibchen und beginnt zu vergammeln, führt das unweigerlich zu einer Vergiftung. Mit etwas Glück schleimt die Sau aus der Scheide oder sie zeigt einfach nur Unwohlsein. Auch hier ist der Tierarzt gefragt. Ob Antibiotika ausreichen oder eine Legehornentfernung / Kaiserschnitt von Nöten ist muss dann entschieden werden. Unter Umständen kann man das Tier sogar nur noch erlösen.

   


Milchstau & Milchdrüsenentzündung

Manchmal kurz vorher, aber spätestens mit Beginn der Geburt beginnt auch die Milchproduktion in den Milchdrüsen. Der Milcheinschuss kann durchaus schmerzhaft sein, manche Mutter kann ein Lied davon singen. Darum laufen Sauen schon mal vor ihren Babys davon. (Es kann natürlich auch an einer traumatischen Geburt liegen.) In beiden Fällen kann es zu Milchstau kommen, weil die Babys nicht oder zu wenig zum Trinken kommen. Dann heißt es, wie unter „Die Mutter nimmt die Babys nicht an“ geschrieben, eng setzten. Hat die Mutter keine Babys aber Milch, ist es sehr gut sie zu anderen Müttern mit Babys zu setzen. Meerschweinchen haben eine weniger enge Mutter-Kind-Bindung als die meisten Säugetiere. Die Babys nehmen jede Milchbar dankend an, die gerade daher kommt.

Wird die Milch nicht abgenommen kann es im günstigsten Fall (für die Mutter) zum Versiegen kommen. Hat die Sau keine Babys, ist das auch dem Züchter recht. Sitz aber noch ein oder weitere Würfe im Stall, hätten er und die Mütter mit samt Babys bestimmt nichts gegen eine Amme einzuwenden. Es kann aber auch sein, das die Produktion nicht versiegt oder das Gewebe so schmerzhaft ist, dass das Weibchen ein säugen nicht zu lässt. Dann kommt es zur  Milchdrüsenentzündung. Versuchen die Babys weiter an der betroffenen Zitze (nicht immer sind beide betroffen) zu saugen, können sie sich dabei vergiften.

Das Muttertier muss dem Tierarzt vorgestellt werden um eine der Situation angepasste Lösung zu finden. Nicht jedes Antibiotika kann während der Laktation (Säuge Phase) gegeben werden.


Gebärparese, landläufig auch Milchfieber genannt

Um den Geburtszeitpunkt herum, meist knapp nach der Geburt bis ein paar Tage später, kann es zu Milchfieber kommen. Dabei handelt es sich um einen akuten Calciummangel der leicht zum Tod des Weibchens führen kann. (Unterschiedliche Säugetiere = unterschiedliche Symptome zu Anfang.)

Beim Meerschweinchen sind die ersten Symptome Muskelzitter und unausbalancierter Gang, dem folgt ein lahmender bis hoppelnder Gang, dann Festliegen. Wobei die Schweinchen nicht wie große Weidetiere Festligen sondern sich oft noch ziemlich zügig mit den Vorderbeinen durch die Bucht oder das Gehege schleppen. Für den Züchter gilt, wenn er die ersten Anzeichen nicht beobachtet hat, das der Weg zum Tierarzt dann schnellstens anzutreten ist, wenn sich ein Weibchen nach der Geburt einfach auf der Bucht nehmen lässt ohne zu versuchen sich der Hand zu entziehen.

Die Ursache liegt darin, dass durch die Laktation sehr schnell sehr viel Calcium aus dem Körper abgerufen wird. Zum Selbstschutz des Körpers kann es passieren, das sich die Milchproduktion reduziert oder sogar versiegt.

   


Scharbeinfugenverknöcherung

Die beiden Beckenhälften werden an der Scharmbeinfuge (Symphysis pubica) durch die Symphyse (Symphysis pelvina) verbunden und gewähren durch dieses indirekte Gelenk eine bessere Beweglichkeit.

In Vorbereitung auf die Geburt lockern sich die Knorpelfasern (bestehen vor allem aus Kollagenfasern Typ 1), die die Symphyse bilden, und werden weicher und elastischer. Nur so ist eine Geburt überhaupt möglich. Besonders wenn man bedenkt das die Welpen 8 bis 15 %, im Durchschnitt etwa 10 %, Köpergewicht der Mutter haben und in Einzelfällen sogar bis zu 20 % möglich sind. Nach der Geburt straffen sich die Faserknorpel und beiden Bandzüge (Lig. pubicum superius und Lig. pubicum inferius) wieder.

Unter schweren Geburten kann es zu einer Überdehnung oder gar zur Sprengung der Symphyse kommen (auch Symphysenriss oder -ruptur). Das ist sehr schmerzhaft und führt zu sichtbaren Beeinträchtigung beim Laufen und säugen.

Eine Überdehnung muss beim Meerschweinchen von alleine ausheilen. Eine Sprengung kann nicht verheilen und führt zu lebenslanger, schmerzhafter Beeinträchtigung. Eine medikamentöse Schmerzlinderung steht in Abwägung mit der Gesundheit der säugenden Welpen. 

Die Beckensymphyse besteht in erster Linie aus hyalinen Knorpel, der im Gegensatz zum elastischen Knorpel, Mineralsalze einlagern kann. Durch diese Einlagerung kommt es zur Verkalkung und im Fortschreiten zu einer Verknöcherung. 

Das passiert nicht plötzlich und schon gar nicht schnell. Aber mit zunehmendem Alter und ausbleibender „Nutzung“ der Elastizität schreitet sie fort, bis sie zu weiteren Geburtsrisiken führt. Als Richtwert hat sich herausgestellt, dass der Zeitpunkt bis zur Bedeckung 12 Monate nicht nennenswert übersteigen sollte. Das gilt für den ersten Wurf ebenso wie für die nachfolgenden.

Zysten

Zysten haben die hinterhältige Angewohnheit Ärger zu bereiten.

Zysten sind in der Regel unauffällig und werden gar nicht erkannt. Oft sind sie auch völlig harmlos. Aber, wenn sich das Verhalten des Weibchens ist es schon fast zu spät. Der Hormonhaushalt ist durcheinander, Ovarialzysten sind entstanden und bereiten Probleme, die sich in Verhaltensänderungen zeigen können. Die Veränderung kann sehr subtil sein. Zum Beispiel eine leicht gesteigerte Unruhe des Weibchens  oder erhöhte Gruppendynamik. Zutrauliche Tiere werden plötzlich scheu, Fress- oder Schlafverhalten verändern sich. Oder auch sehr massiv. Das betroffene Tier zeigt vermehrtes aggressives Verhalten. Nur gegen ein weiteres oder sogar gegen alle anderen Tiere. Die Aggression kann sich auch gegen sich selber richten. Dann reißt sich das Weibchen an den Flanken / Seiten das Fell aus.

Legehörner

Legehörner mit Zysten

Zysten sind nicht immer so groß und dominant wie die auf dem Bild oben rechts. Häufig sind sie sogar so klein, das nicht mal eine Ultraschalldiagnostik sie aufdeckt. Oft werden sie erst bei der Eierstock- / Legehornentfernung entdeckt.

Therapie von Ovarialzysten

Bisherige Behandlungen / Behandlungsansätze waren eine Hormonbehandlung per Injektion, was einen eigentlich unzumutbaren Stress bedeutet.

Das zerdrücken der Zysten, was nicht nur höllisch schmerzhaft ist, sondern zu freier Flüssigkeit im Bauraum führt und somit, je nach Menge, mit einer in der Regel tödlich verlaufenden Bauchfellentzündung einhergeht.

Oder eine vollständige Legehornentfernung per Bauchschnitt. Ein sehr geübter Tierarzt macht nur einen kleinen Schnitt und zieht die Legehörner vor. Dann besteht eine ca. 80 % Überlebenschance für die Sau. Sind aber die Zysten bereits recht groß und / oder der Tierarzt nicht so geübt darin, fällt der Schnitt zu groß aus, es entsteht „Unordnung“ im Bauchraum durch die Verlagerung der Darmschleifen, oder diese wurden ver- oder gar vorgelagert, wird sich die Sau zu 99 % nicht erholen und spätestens einige Zeit nach dem Eingriff versterben.

Die "neue" Methode

Ein Thüringer Tierarzt hat 2019 mit Hilfe einer Züchterin eine andere OP Methode entwickelt. Es handelt sich um eine minimalinvasive Ovarektomie. Dazu werden ca. 1 cm große Schnitte rechts und links in den oberen Flankenbereich gesetzt. Dadurch werden die Ovarien (Eierstöcke) abgebunden und entfernt. Eine innere Naht schließt die Bauchdecke und eine weitere die Haut. Die Legehörner verbleibt im Körper. Die OP selbst ist sehr sauber und es haben sich noch nie Abszesse gebildet und es hat mit dieser Methode noch keine Todesfälle gegeben. Es verbleibt das normale Narkoserisiko.  

Am Tag nach der OP dürfen sie wieder in ihre gewohnte Gruppe oder zu Böckchen. Nur zu übermotivierten Böcken mit übertriebenem Deckbedürfnis sollten sie erst eine Woche nach dem Eingriff, damit beim Aufreiten nicht versehentlich die Wundränder beschädigt oder gar die Fäden gezogen werden.

Andrologie

Wenn die Herren der Schöpfung Ärger zwischen den Beinen haben ...

Böckchen Kastration

Ann-Katrin Koch war so nett uns ein Foto von Hoden frisch nach der Kastration von zwei Tieren zu überlassen.

Der dicke Klumpen auf dem linken Bild zeigt den Hoden mit samt dem umgebenen Fettgewebe. Auf demselben Bild ist oben der ausgelöste Hoden sichtbar. Der Bock war zum Zeitpunkt der Kastration 4 Jahre alt und 1,5 kg schwer.

Das rechte Bild zeigt rechts den winzigen Hoden eines Jungkastraten von 4,5 Wochen und 290 g. Dieser deutliche Größenunterschied erklärt eindrücklich, warum viele Tierärzte erst ab 600 g kastrieren wollen. Und rechtfertigt die höheren Kosten für eine Frühkastration (unter 4 Wochen und 250 g / vor dem Abstieg der Hoden) sehr anschaulich.

Hoden einen Altbocks Hoden einen Altbocks und eines Frühkastraten

Kastrationsabszess

Egal ob unblutiger oder blutiger Eingriff, eine OP bleibt immer eine OP mit allen Risiken die dazu gehören. Dazu gehört auch die Möglichkeit das sich die Wunde infiziert und es zu einem Abszess (eitrige Entzündung) kommt. Es können beide Seiten betroffen sein, oder auch nur eine. Es ist auf jedem Fall ein Grund den Tierarzt aufzusuchen. Die Gefahr das sich die Entzündung in den Bauchraum ausweitet oder sich nach innen öffnet ist groß und dann meist tödlich. Zum Glück öffnen sie sich aber am schwächsten Punkt des Gewebes, nämlich da, wo der Kastrationsschnitt gesetzt wurde, oder wird an der Stelle geöffnet. Danach ist eine tägliche Reinigung und Wundpflege nötig. Das kann sich über Wochen hinziehen, oder nach wenigen Tagen erledigt sein. Wichtig ist auf alle Fälle es bis zum vollständigen Ausheilen konsequent zu behandeln.


Darmvorfall in den Hodensack

Besonders bei älteren, großen und fetten Böcken ist die Gefahr gesteigert. Nicht jeder Tierarzt setzt eine innere und eine äußere Naht. Je größer Hoden und dessen Fettgewebe sind, desto größer der Schnitt. Je großer der Schnitt und je knapper die Naht, desto höher wird die Gefahr das sich eine Darmschlaufe oder der Blinddarm durch eine, normalerweise sehr kleine Öffnung in Leistenbereich des Bauchraums, der bis dahin durch Fettgewebe und Hoden verschlossen war, vorfallen. 

Auch wenn hier kaum bis keine Infektionsgefahr besteht, kann ein solcher Darmvorfall tödlich enden. Der Darm gehört nicht in den Hodensack und kann sich verdrehen und abschnüren, verstopfen oder reißen. Es ist zwingend eine Rückverlagerung und eine engere Naht nötig! 

Darmvorfall durch die Kastrationswunde

Wenn nun die Naht nicht eng genug war, oder der Faden (vom Schweinchen) bereits zu früh gezogen wurde, können Darmschlinge(n) oder Blinddarm durch die Wunde austreten. In der Regel findet man in ziemlich kurzer Zeit danach nur noch ein elend eingegangenes Tier auf. 

Hat man das sehr seltene große Glück den Vorfall sofort zu entdecken muss der frische Kastrat unverzüglich auf saubere Tücher gesetzt werden. Alle Anhaftungen sollten schnellstens mit (sterilem) Wasser oder noch besser mit Kochsalzlösung abgespült werden. Das Schweinchen muss daran gehindert werden sich selber zu gefährden, denn die geringste Verletzung der Därme ist nahezu unweigerlich das Todesurteil.

Der Tierarzt wird Wunde und den Vorgelagerten Darm reinigen, antibiotisch versorgen und zurück verlagern. Dann ist nur zu hoffen, das keine Unordnung in den Darmschlingen entstanden ist und die neue Naht hält.

Blinddarmvorfall

Penis Vorfall

Nach einer Kastration kann es passieren, dass der ehemalige Bock seinen Penis nicht wieder einziehen kann. Er muss dann gereinigt und vom Tierarzt zurückverlagert werden. Erfahrene Züchter können es manchmal auch selber. Je nach Ursache kann es sein, das es mehrfach nötig ist. Ein Penisvorfall kann auch ohne vorherige Kastration auftreten. Dann muss die Ursache unbedingt geklärt werden.

Eine Penisamputation oder Teilamputation ist beim Meerschweinchen wegen des Penisknockens nie eine akzeptabel Maßnahme! Egal was ihr Tierarzt sagt. Auch die Penisstacheln (beide Bilder oben links) dürfen nicht entfernt werden. 

Fällt er kontinuierlich wieder vor, muss beim MÜVen eben dieser Punkt, je nach Bedarf,  mit in die Hygiene einfließen. Putzt der Herr sich selber gut, ist nichts weiter zu beachten. Tut er es nicht, muss durch Beobachtung festgestellt werden, wie häufig der Mensch mit etwas warmen Wasser auf Küchentuch und Baby Öl auf Wattestäbchen nachgeholfen werden muss. Sollte der Herr danach mal etwas Wund sein, hilft ein wenig Augensalbe.



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